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Reformationskirche | Versöhnungskirche

Kirche im Herzen

Zwischen der Entscheidung zum Bau, dem ersten Gottesdienst am 3. Mai 1964 und der Entwidmung des Gebäudes als Kirche am 23. Mai 2021 liegen Jahrzehnte, in denen Kirche und Gemeindezentrum die zentralen Orte des Gemeindelebens rund um die Flora waren.

Das gemeindliche und gesellschaftliche Leben gehen weiter, für das Grundstück beginnt eine Umbauphase. Es wandelt sich in einen neuen kirchlichen Ort. Die Adolphi-Stiftung wird hier in Zukunft "Wohnen mit Service" anbieten.

Mit einem Erinnerungsbuch, dem Beitrag hier auf dieser Seite und den Geschichten, die wir in unseren Herzen tragen, würdigen wir die bleibende Bedeutung der Kirche für viele Menschen bei uns in Rüttenscheid.

Versöhnung
schafft Gemeinschaft
macht heil
führt Menschen und Gott
und führt Menschen zusammen überwindet Mauern und Schutzwälle

Dieses ‚Wort der Versöhnung‘ soll lebendig bleiben – mitten unter uns, auch wenn wir die nach ihr benannte Kirche nicht mehr als Gottesdienstraum und Versammlungsort nutzen werden. Diese Kirche hat ein Gesicht bekommen, weil Menschen sich hier engagiert, gelebt, gefeiert, getrauert und ihre Wege miteinander geteilt haben. Diese Menschen haben diesen Ort zu dem gemacht, was er war und ist. Es ist jetzt an uns, diese Botschaft weiter zu tragen. Es ist an uns zu wagen, was Gott uns damit zuspricht und zutraut.

Und dann wird auch zukünftig das unter uns wachsen, was dann vielleicht nicht mehr für alle sichtbar und beleuchtet an der Kirchenmauer steht: Lasst euch versöhnen mit Gott.

Die Glocken läuten weiter

In Greiffenberg läuten die Glocken der Versöhnungskirche seit März 2022 wieder.

Persönliche Erinnerungen

 

Ausgabe des Gemeindebriefs Mai 2021 Sonderseiten zur Versöhnungskirche

Texte von Käthe Heim, Marlies Peter-Pohlmann und Jörg Herrmann

Der Weg und das Ziel

Marlies Peter-Pohlmann

Der Weg von der Ursulastraße bis zur Lotharstraße ist mir seit frühester Kindheit vertraut. Damals besuchte ich den Kindergarten im Oberlin-Haus. Die Kriegswirren setzten dem ein Ende, wir verließen Essen und kehrten nach Kriegsende in ein stark verändertes Wohnviertel zurück. Aber der Weg zum Oberlin-Haus bestand noch und ich erinnere mich an den Wiederaufbau und spätere Veränderungen an der Strecke.

Heute bin ich auf dem größten Teil des Weges zur Erledigung alltäglicher Geschäfte unterwegs. Auf der Straße wird es durch zunehmenden Autoverkehr und Parkplatzsuchende oft sehr eng. Aber sonnntagmorgens ist es anders. Ich bin fast allein unterwegs. Und dann geschieht, worauf ich immer warte: Das Glockengeläut setzt ein und begleitet mich. Sein Klang überdeckt die allgemeinen Geräusche und verbreitet eine, ich möchte fast sagen, feierliche Stimmung.

Für mich ist jetzt Sonntag. Draußen haben die Ohren wahrgenommen, jetzt in der Kirche tun die Augen ihr sonntägliches Werk. Sie wandern über die wunderschönen bunten Glasfenster. Die Farben erzeugen Stimmungen. Die schönsten bei Sonnenschein, wenn die Strahlen Farben an die hellen Wände werfen. Immer wieder anders, immer wieder schön.

Dieses Gotteshaus mit den stimmungsvollen Fenstern und dem besinnlichen Weg werde ich vermissen. Bis es soweit ist, erfreue ich mich daran.

Liebe auf den zweiten Blick

Jörg Herrmann

Manchmal im Leben muss man sich eines Besseren belehren lassen. Bei der Versöhnungskirche erging es mir genauso.

Dabei übersehe ich allerdings nur die letzten Jahre: seit Ende 2012 erst einmal vertretungsweise, dann ab Mai 2013 in pfarramtlicher Verantwortung. Ich muss gestehen, als ich das Gebäude zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe, rückte es nicht unbedingt in die Top Ten meiner Lieblingsgebäude auf. Es erschien mir sehr dunkel und auch der Beton machte mir etwas zu schaffen. Auf den ersten Blick schien auch vieles in die Jahre gekommen zu sein. Und auch, dass die meisten Menschen das Gebäude über den sehr schlichten und etwas versteckten Hintereingang an der Lotharstraße betreten, musste ich erst lernen.

Dabei sind mir karge Kirchräume eigentlich sehr vertraut. Aufgewachsen am reformierten Niederrhein bin ich mit schlichten Ausgestaltungen gottesdienstlicher Räume groß geworden. Und sie sind mir bis heute so manches Mal lieber als Gold, Barrock und musizierende Engel allerorten. Und dennoch hat es dieser Kirchraum nicht auf Anhieb in mein Herz geschafft. Das hat sich schnell geändert – vor allem als ich die Menschen kennengelernt habe, die hier seit Jahr und Tagein- und ausgehen. Ihre freundliche, liebevolle und oftmals direkte Art haben mich von Anfang an eingenommen. Die unzähligen Begegnungen und Gespräche, die gemeinsam gefeierten Gottesdienste und Feste – nichts von alledem möchte ich missen. Wie oft haben wir hier gemeinsam gelacht, wie oft Anteil aneinander genommen, wie oft miteinander Dinge gestemmt und angegangen.

Vor allem hat mich die große Selbstverständlichkeit und Verlässlichkeit beeindruckt, mit der nicht nur die Bühne – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne – besetzt werden konnte, sondern sich immer genug Menschen fanden, die sich auch dahinter außerhalb des Scheinwerferlichtes engagiert haben. Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen, was für die meisten unlösbar mit der Versöhnungskirche verbunden war und ist: unvergessene Feste, das Fischessen am Aschermittwoch, der jährliche Dankschön-Abend, unser monatliches Diakonie-Essen und vieles mehr. Ich muss gestehen, dass deshalb auch die Küche zu einem meiner Lieblingsorte in diesem Gebäude gehört. Und wer sie kennt, der weiß, dass das nicht unbedingt an der einladenden Gestaltung des Raumes gelegen haben kann. Es war diese Herzlichkeit, Verlässlichkeit und Offenheit, die meine Liebe geweckt haben.

So konnte ich auch den Kirchraum mit anderen Augen sehen und wahrnehmen: die Schlichtheit des Raumes, die klaren Linien und die klare Struktur in allem. Und dann über alledem das umlaufende Fensterband, das ringsherum unter der Decke entlang läuft. Wenn zu Gottesdienstzeiten draußen die Sonne schien, spiegelte sich vor allem das Rot an der Wand hinter der Kanzel. Und wenn man nach oben sah, hatte es den Eindruck, als schwebe die De- cke über diesem farbenfrohen Fenster- band. Wer den Kirchraum einmal bei Sonnenlicht erlebt hat, weiß, was ich meine. Das Licht konnte eine bunte Leichtigkeit in den Raum hineinzau- bern, die beeindruckt.

Ich hoffe sehr, dass die Fenster auch in einer zukünftigen Nutzung des Grundstücks eine ebenso eindrückliche Wirkung haben werden wie heute. Zwar nur auf den zweiten Blick, aber eine Liebe ist es geworden. Ich wünsche mir für unsere Gemeinde und alle Menschen rund um die Flora, dass wir den Weg weiter gehen, uns nicht aus den Augen verlieren und auch in anderer und neuer räumlicher Umgebung weiterhin Gemeinde sein können und bleiben. Unser Gott wird jedenfalls auch in Zukunft auf unseren Wegen bewandert sein wie kaum jemand sonst.